SKR03 Konto 4000 ohne MwSt. und mit nicht korrekter Bezeichnung?

  • Beim Anlegen einer neuen Firma ist mir aufgefallen, dass das SKR03 Konto 4000 als "Waren- und Stoffverbrauch" bezeichnet und standardmäßig ohne MwSt eingestellt ist. Müsste es nicht korrekter Weise "Aufwendungen für Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe" heißen und mit MwSt normal eingestellt sein, analog zum SKR04 Konto 5000?

    SKR 03, IST-versteuerung, EÜR, Einzelunternehmen, gewerbliche Tätigkeit und freiberufliche Tätigkeit, ohne Personenkonten

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Yukyra,


    umgangssprachlich zitiert man den guten Goethe mit "Namen sind Schall und Rauch" gemäß Faust I:

    Zitat von Johan Wolfgang von Goethe, Faust I

    Nenn's Glück! Herz! Liebe! Gott Ich habe keinen Namen Dafür! Gefühl ist alles; Name ist Schall und Rauch, Umnebelnd Himmelsglut.

    Für die Konten in der Buchhaltung gilt das sinngemäß auch. Entscheidend ist nicht, wie ein Konto bezeichnet ist, sondern welche Funktionen ihm beigegeben sind. Also welcher Bilanz-, bzw. GuV-Positionen es zugeordnet ist. Daneben ist der Aufbau des jeweiligen Kontenrahmens (seine Gliederung) zu beachten und hier gibt es eben Unterschiede, nach dem Du zwei scheinbar gleiche Konten vergleichst.


    Abgesehen davon, dass manche Programme die Kontenbezeichnung aus dem jeweiligen DATEV-SKR teils gekürzt/geändert verwenden, sollten also die Funktionen unter Berücksichtigung des jeweiligen Kontenrahmen verglichen werden.


    Schaut man in die originalen DATEV-SKR stellt man fest, dass beide Konten zwar der gleichen Kontenklasse "Betriebliche Aufwendungen" angehören und der GuV-Position "Aufwendungen für Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe und für bezogene Waren" zugeordnet sind. Da sie auch in den originalen SKR unterschiedlich bezeichnet sind kann dies ein Hinweis sein, dass doch Unterschiede zwischen beiden Konten bestehen.


    SKR03, 4000 Material- und Stoffverbrauch (bei mir auch in Taxpool so bezeichnet und nicht "Waren- und Stoffverbrauch")

    SKR04, 5000 Aufwendungen für Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe und für bezogene Waren


    siehe aber auch

    SKR03, 3000 Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe

    SKR03, 3200 Wareneingang

    SKR04, 5200 Wareneingang


    Vielleicht beschreibst Du einfach, was Du verbuchen willst. Dann erübrigt sich, jedes Konto zu erklären.

  • Als kleiner Malerbetrieb mit einer EÜR nehme ich das Konto 4000 für die Aufwendungen für Material (Farbe, Abdeckmaterial, Lacke, Putze usw.). Da das Material immer weitestgehend baustellenbezogen ist, benutze ich nicht den Umweg über einen Wareneingang. Eine Lagerhaltung im eigentlichen Sinne betreibe ich auch gar nicht. Der Aufwand für Lagerentnahme und Umbuchung der Konten wäre bei meinem Betrieb praxisfern und mit Kanonen auf Spatzen geschossen wäre.

    Meine eigentliche Frage war auch, ob das Konto 4000 in der Voreinstellung von Taxpool nicht mit Umsatzsteuer normal eingestellt sein müsste, so wie zum Beispiel das Aufwandskonto 4985 Werkzeuge- und Kleingeräte auch?

    SKR 03, IST-versteuerung, EÜR, Einzelunternehmen, gewerbliche Tätigkeit und freiberufliche Tätigkeit, ohne Personenkonten

    • Offizieller Beitrag

    Hi Yukira,


    am Besten einmal wie von Taxoloop erwähnt, mit google skr03 download den DATEV-Kontenrahmen laden.


    Alle Konten, die mit einem AM oder AV anfangen sind DATEV-Automatikkonten, deren Steuersatz darf nicht geändert werden (ausser auf 0), wenn man mit DATEV-Programmen Daten austauscht.


    Bei den meisten anderen Konten kannst Du in der Kontenverwaltung den Steuersatz passend zu Deinen Anforderungen ändern.


    Die Konten von 3200-3299 oder 4000-4099 sind z.B. frei verfügbar, d.h. Du kannst Dir z.B. für jede Warengruppe ein spezielles Konto anlegen und auch jedem Konto den Steuersatz zuweisen (in der Konververwaltung), den Du willst.

    Ab 3300 fangen die Automatikkonten an.


    Grob gesagt sind die 4000er Konten für Waren die z.B. gleich in der Produktion verbraucht werden (Verbrauch), während die 3000er wie Wareneingang sich auf gelagerte Waren beziehen (Eingang).

    Solltest Du Waren aus dem Lager entnehmen, kommen die Konten mit den Bestandsveränderungen ins Spiel.

    • Offizieller Beitrag

    Der Aufwand für Lagerentnahme und Umbuchung der Konten wäre bei meinem Betrieb praxisfern und

    ... da in der EÜR keine Bestandskonten geführt (besser: berücksichtigt) werden auch nicht nötig, wenn nicht kalkulatorische Notwendigkeiten bestehen, was ggf. aber besser über Kostenstellen erledigt würde.


    Im SKR 03 sind die Konten eben nicht nach Abschlusspositionen gegliedert. D. h. nicht alle Konten unterhalb 3000 sind Aufwandskonten sondern darunter sind auch Bestandskonten (siehe 3970-79, RHB-Bestand und 3980-89 Waren Bestand), wärend der SKR 04 strickt trennt. Dort sind die Bestandskonten zu RHB und zu Ware herausgelöst und in Klasse 1 enthalten.

    Der Vergleich der beiden SKRs ist schon nicht einfach weil sie eben unterschiedlich gegliedert sind, weshalb ich im Folgenden auf den SKR 04 nicht weiter eingehe. Bei EÜR ist daneben auch darauf zu achten, dass Bestandskonten nicht in die Gewinnermittlung Eingang finden.


    In der EÜR stellt der Waren-/Materialeinkauf grundsätzlich sofortigen Aufwand dar, wärend in der Bilanz nur der Waren-/Materialverbrauch einen Aufwand darstellt, welcher ggf. erst noch zu ermitteln wäre. Für beide Gewinnermittlungsarten gilt aber folgendes.


    Eigentlich ist der Materialeinkauf über die Konten 3000 bis vor 3100 zu buchen. Dort sind auch die voreingestellten Vorsteuer- und Umsatzsteuer-Einstellungen zu finden, die Dir bei Konto 4000 fehlen.

    Konto 4000 "Material und Stoffverbrauch" (bis 4099) ist eigentlich als Gegenkonto zu 3990-99 "Verrechnete Stoffkosten" vorgesehen und nicht für irgendwelchen Einkauf. Es betrifft Verrechnungen die Du aber garnicht vornimmst. Da diese Verrechnungen netto erfolgen, sind dort auch keine Steuereinstellungen hinterlegt. Und da auch bei EÜR der Einkauf (als Aufwand) wie vorgesehen in der 3er-Klasse zu buchen ist und kein Verbrauch umzubuchen ist, interessiert Dich das Konto 4000 eigentlich nicht.

    Auf 4000 den Materialeinkauf zu buchen wird richtig lustig, wenn mal umsatzsteuerliche Besonderheiten vorkommen wie etwa Einkauf einer Lieferung eines EU-Unternehmers.

    Ich kann also nur raten, die 3000-er Konten gleich richtig zu verwenden, statt sich in den 4000-er Konten alles erst zurechtbiegen zu müssen.


    Entgegen Modulars letzten zwei Absätzen, rate ich davon ab, die Konten anders zu nutzen als sie nach DATEV-Standard vorgesehen sind. Früher oder später rächt sich das. Und die Automatikkonten fangen in der Kontenklasse 3 ab 3010 an und sind für Deine Materialeinkäufe genau die richtigen. Ein Blick in die original DATEV-Kontenrahmen lohnt sich wirklich, da dort schon an den eingeschobenen Überschriften deutlich wird, welche Konten darunter stehen.

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